So lange Journalistinnen und Journalisten derart fundiert und selbstreflektiert über ihren Berufsstand nachdenken wie Sie, besteht Hoffnung. Vieles kann ich teilen, insbesondere natürlich die grundsätzliche Infragestellung etablierter Medien.
Nur bei den Antworten sollten wir sehr vorsichtig sein. Noch befinden wir uns in einer Aushandlungsphase, deren Ausgang bei großen Umwälzungen stets darüber entscheidet, wie Innovationen genutzt werden. Habermas, der Klassiker, hat uns sicher immer noch viel zu sagen. Aber ich halte seine Sicht für zu idealtypisch. In gesellschaftlichen Prozessen werden sich keine Verhältnisse einstellen können, innerhalb derer alle auf Augenhöhe miteinander Argumente austauschen. Soziale Konflikte sprengen immer wieder die Diskurs-Ethik.
Dringend warnen möchte ich vor dem Glauben, das Internet demokratisiere einfach nur die Verhältnisse. Zunächst vervielfältigt und beschleunigt es die Diskussionen. Zeitgleich ist ein großer Teil der Bevölkerung offline bzw. web-skeptisch. Auf der anderen Seite wiederum dringen tatsächlich viele neue Akteure auf den Markt der Öffentlichkeit. Wie jeder, mit einer guten Portion Eigeninteresse.
Darin steckt sicher ein Stück Emanzipation gegenüber der “Gatekeeper-“Funktion von Medien. Vor allem jedoch drängen neue Eliten an die Schalthebel der Auseinandersetzung. Meine These ist, dass Medienkonzerne durch Plattformen verdrängt werden. Dabei wird die Macht jedoch nicht an das Volk verteilt, sondern vermutlich an anderer Stelle neu konzentriert.Wo bleibt der funktionale Raum für unabhängigen Journalismus?
Medien und Journalisten/innen stehen unter Druck. Den müssen sie aushalten. Für das Aufgeben scheint es mir zu früh. “Die fünfte Gewalt” muss ihre Legitimität erst noch beweisen.
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